Was bedeutet Open Access?

Intro

Open Access in 60 Sekunden

Das erfahren Sie in diesem Artikel

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Open Access ist eine alternative (und bessere) Art des wissenschaftlichen Publizierens.

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Für Open Access gibt es verschiedene Finanzierungs- und Lizenzierungsmodelle.

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Open Access ist ein zentraler Aspekt von Open Science.

Definition

Verkürzt kann man sagen: Open Access meint den freien Zugang zu wissen­schaftlicher Literatur im Internet. Die gängigste Definition zu Open Access stammt aus der sogenannten Budapester Erklärung von 2002.

Das Ziel von Open Access ist es also, wissenschaftliche Literatur für alle Men­schen frei zugänglich und nachnutzbar zu machen, kostenlos und möglichst ohne technische und rechtliche Barrieren. So fordert die Berliner Erklärung von 2003, dass Open Access nicht nur die entgeltfreie Nutzung von Inhalten um­fasst, sondern auch die Erlaubnis, diese "zu kopieren, zu nutzen, zu verbreiten, zu übertragen und öffentlich wiederzugeben sowie Bearbeitungen davon zu erstellen und zu verbreiten, sofern die Urheberschaft korrekt angegeben wird." (Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen, 2003).

 

"Open Access meint, dass diese Literatur kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte, sodass Interessierte die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren jenseits von denen, die mit dem Internetzugang selbst verbunden sind. In allen Fragen des Wiederabdrucks und der Verteilung und in allen Fragen des Copyright überhaupt sollte die einzige Einschränkung darin bestehen, den jeweiligen Autorinnen und Autoren Kontrolle über ihre Arbeit zu belassen und deren Recht zu sichern, dass ihre Arbeit angemessen anerkannt und zitiert wird."
- Erklärung der Budapest Open Access Initiative, 2002; Hervorhebungen durch die Redaktion

Warum Open Access?

Open Access bietet zahlreiche Vorteile:

Wichtig zu wissen ist: Wissenschaftliche Forschung ist zu einem großen Teil öffentlich finanziert. Die Ergebnisse dieser staatlich finanzierten Forschung sollten daher auch öffentlich zugänglich sein. Open-Access-Publikationen sind sofort und ohne Beschaffungsaufwand kostenfrei zugänglich und nachnutzbar. Dieser freie und schnelle Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen beschleu­nigt den wissenschaftlichen Kommunikationsprozess und erhöht damit zudem die Effizienz in Forschung und Innovation. Dies fördert auch die internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit und Vernetzung von Forschenden. Open Access erhöht signifikant die Zitierhäufigkeit und damit auch die Sichtbarkeit von Forschungsergebnissen (Swan, 2010; Li et al., 2018). Ein wichtiger Punkt ist, dass bei Open-Access-Publikationen die Verwertungsrechte bei den Autor*in­nen verbleiben, statt dass diese ausschließlich an einen Verlag abgetreten werden. So kann eine Open-Access-Publikation von anderen einfach weiterverbreitet und nachgenutzt werden.

Wege zu Open Access

Bei der Umsetzung von Open Access werden grundsätzlich zwei Strategien unterschieden: der grüne und der goldene Weg. Als goldenen Weg bezeichnet man die Erstveröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit in einer Open-Access-Zeitschrift, als Open-Access-Monografie oder als Beitrag in einem Konferenz- oder Sammelband, der Open Access erscheint.
Der grüne Weg bezeichnet die Zweitveröffentlichung von in einem Verlag oder einer Zeitschrift erschienenen Beiträgen auf Repositorien. Diese Zweitveröffent­lichung kann in Form eines Preprints oder eines Postprints erfolgen. 

Finanzierung

Video zur Finanzierung von Open-Access-Artikeln

Video zur Finanzierung von Open-Access-Monographien

Während sich Open-Access-Veröffentlichungen in vielerlei Hinsicht wie z.B. Peer Review nicht von herkömmlichen Veröffentlichungen unterscheiden, liegt der große Unterschied in der Finanzierung. Im herkömmlichen Publikationssystem fließen gleich dreimal öffentliche Gelder in eine Veröffentlichung: 

  1. Forschende werden, wie bereits oben erwähnt, meist aus öffentlichen Mitteln bezahlt. 
  2. Bei der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse durchlaufen die Publikationen Qualitätssicherungsverfahren, wie z. B. ein Peer-Review-Verfahren. Die Begutachtung übernehmen andere Wissenschaftler*innen – in der Regel ohne dafür von den Verlagen oder Zeitschriften entlohnt zu werden.
  3. Schließlich müssen Bibliotheken und Institute die Zeitschriften und Bücher von den Verlagen abonnieren bzw. erwerben, um sie den Angehörigen ihrer Einrichtungen zur Verfügung stellen zu können. 

Im Gegensatz dazu kommt Open Access der Forderung nach, öffentlich finanzierte Forschungsergebnisse für alle frei zugänglich zu machen. Hiervon profitieren auch Wissenschaftler*innen, die an finanzschwächeren Institutionen tätig sind, oder Interessierte, die über keine institutionelle Anbindung verfügen. Da die Leser*innen Open-Access-Publikationen also entgeltfrei nutzen können, muss die Finanzierung an anderer Stelle erfolgen.

Weit verbreitet ist das sogenannte Author-Pays-Modell, bei dem die Autor*in­nen für die Veröffentlichung ihrer Beiträge Article Processing Charges (APCs) bzw. Book Processing Charges (BPCs) zahlen. Viele Institutionen bieten ihren Angehörigen inzwischen an, diese Kosten für sie zu übernehmen, z.B. über Publikationsfonds oder die Beteiligung an Konsortien. Ein Großteil der Open-Access-Zeitschriften (über 70% der im Directory of Open Access Journals indexierten Zeitschriften) ist jedoch sowohl für Leser*innen als auch für Autor*in­nen kostenfrei. Finanziert bzw. unterhalten werden sie z.B. über Fachgesellschaften, wissenschaftliche Einrichtungen oder ehrenamtliche Arbeit (Morrison, 2018). Insbesondere vor dem Hintergrund teils horrender Preise, die Verlage im herkömmlichen Publikationssystem für Zeitschriftenabonnements verlangen, kann Open Access einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entlastung angespannter Bibliotheksetats bei gleichzeitig erheblich verbesserter Literaturversorgung leisten.

Lizenzierung

Neben dem kostenlosen Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen ist deren möglichst umfassende Nachnutzung die zweite zentrale Komponente von Open Access. Dabei ist es den Autor*innen selbst überlassen, wie frei sie die Nutzung ihrer Werke zulassen wollen. Indem sie Nutzungslizenzen vergeben, regeln sie, welche Rechte Dritte bei der Nutzung der Forschungsergebnisse haben. Hierfür bieten sich die inzwischen weit verbreiteten Creative-Commons-Lizenzen an. Besonders empfehlenswert ist die Verwendung der Lizenz CC-BY, die ein freies, weltweites Zugangsrecht zu einer Publikation gestattet und deren Nachnutzung, z.B. durch Kopieren, Verbreiten, Übertragen, öffentliches Wiedergeben oder Bearbeiten, für alle ermöglicht. Für die Nachnutzung verpflichtend sind dabei korrekte Angaben zur Urheberschaft. Die Vergabe freier Lizenzen durch Autor*innen ist jedoch nicht möglich, wenn sie entsprechenden Rechte vorab bereits exklusiv an einen Verlag übertragen haben.

Wie genau funktionieren Creative-Commons-Lizenzen?

Praxistipp

Wissenschaftler*innen können durch ihr eigenes Publikationsverhalten den Wandel zu einer offenen Wissenschaftskommunikation aktiv mitgestalten. Wie, steht in diesem Praxistipp "Open Access unterstützen".

Wer unterstützt Open Access?

Open Access wird sowohl von politischen Akteur*innen auf europäischer und nationaler Ebene (Top Down) als auch auf Initiative von engagierten Wissen­schaftler*innen, Fachgesellschaften, Infrastruktureinrichtungen und Verlagen (Bottom Up) gefördert und gefordert. So haben Hochschulen und Forschungs­einrichtungen entsprechende Policies verabschiedet, in denen sie ihre Mitglie­der dazu auffordern, Open Access zu publizieren. Auch in den Förderbedingun­gen von Drittmittelgebern ist Open Access häufig als Pflicht oder zumindest als Aufforderung verankert. In einer vielfältigen Landschaft von Open-Access-Zeitschriften, -Verlagen und -Repositorien bieten inzwischen auch die meisten traditionellen Wissenschaftsverlage Open-Access-Modelle an oder verfolgen Transformationsbestrebungen.

Open Science

Open Access ist ein Element von vielen, die sich unter dem Oberbegriff Open Science zusammenfassen lassen (Watson, 2015). Open Science "bündelt Stra­tegien und Verfahren, die darauf abzielen, […] alle Bestandteile des wissen­schaftlichen Prozesses […] offen zugänglich, nachvollziehbar und nachnutzbar zu machen." (Neuschäfer, 2015). Das bedeutet, dass nicht nur wissenschaftliche Publikationen nach dem Open-Access-Modell frei zugänglich sein sollten, sondern unter anderem auch Forschungsdaten (durch offenen Zugang und Forschungsdatenmanagement), Forschungssoftware sowie Lehrmaterialien (durch Open Educational Resources). Eine genaue Beschreibung der Elemente von Open Science ist auf der Seite openscienceASAP zu finden. Die offene Wissenschaft beruht auf den Prinzipien Transparenz, Reproduzierbarkeit, Wiederverwendbarkeit und offene Kommunikation (Open Science AG, n.d.). Open Science ist damit ein wichtiger Bestandteil der Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis.

Literatur

Weiterführende Literatur